Wann muss der Zahnarzt bohren? - Ablauf & Alternativen

Wann muss der Zahnarzt bohren? – Ablauf & Alternativen

Hat sich eine Karies tief in den Zahnschmelz gefressen, bleibt dem Zahnarzt oft keine andere Wahl als zu bohren. Ziel ist es, die erkrankte Zahnsubstanz zu entfernen und eine Ausbreitung der Karies zu verhindern. Anschließend wird der betroffene Bereich gefüllt oder rekonstruiert, um die Kauleistung des Zahns zu erhalten.

Aufbau und Materialien eines zahnmedizinischen Bohrers

Ein zahnmedizinischer Bohrer besteht aus drei Hauptkomponenten:

  • Bohrkopf: Er entfernt die kariöse Substanz und ist in verschiedenen Varianten erhältlich, darunter Stahl-, Hartmetall- oder diamantbeschichtete Bohrspitzen.
  • Hals: Verbindet den Bohrkopf mit dem Schaft und gewährleistet Stabilität.
  • Schaft: Wird in das Handstück des Zahnarztbohrers eingespannt.

Zahnärzte verwenden verschiedene Bohrerarten für unterschiedliche Einsatzzwecke. Neben den häufig verwendeten diamantbeschichteten Bohrern gibt es elastische Bohrer, die nicht zum Kariesabtrag, sondern für andere zahnmedizinische Zwecke genutzt werden.

Wie funktioniert ein zahnmedizinischer Bohrer?

Ein moderner zahnmedizinischer Bohrer erreicht Drehzahlen von bis zu 400.000 Umdrehungen pro Minute. Damit können erkrankte Zahnbereiche präzise entfernt werden, ohne gesunde Zahnsubstanz unnötig zu schädigen.

  1. Zugang zur Karies schaffen: Zunächst wird eine kleine Öffnung mit einem schnell rotierenden, wassergekühlten Diamantbohrer geschaffen, um eine schädliche Hitzeentwicklung zu vermeiden.
  2. Karies entfernen: Die eigentliche Kariesentfernung erfolgt mit verschiedenen Techniken:
    • Diamantschleifer: Schaufeln die erkrankte Substanz bei geringer Drehzahl ohne Wasserkühlung heraus.
    • Excavatoren: Kleine Handinstrumente, die besonders bei Kindern oder in schwer zugänglichen Bereichen eingesetzt werden, um kariöses Material vorsichtig herauszukratzen.
  3. Wasser-Luft-Kühlung und Absaugung: Ein Wasser-Luft-Gemisch von mindestens 50 ml/min sorgt für Kühlung und Reinigung des Arbeitsfeldes, während eine Absaugung Speichel und Bohrreste entfernt.

Bohren ohne Schmerzen

Schmerzen beim Bohren entstehen durch mechanischen Druck, Hitzeentwicklung und Vibrationen. Um die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten, erhalten Patienten in der Regel eine Lokalanästhesie, die den Bereich betäubt und Schmerzempfinden minimiert.

Lautstärke und Wahrnehmung eines Bohrers

Moderne Zahnbohrer sind mit einer maximalen Lautstärke von 60 dB relativ leise, was etwa dem Geräusch einer Nähmaschine entspricht. Dennoch empfinden Patienten das Bohrgeräusch oft als lauter, da sich der Schall im Mundraum verstärkt und direkt auf das Innenohr überträgt.

Karies beobachten statt bohren

Die moderne Zahnmedizin setzt zunehmend auf den substanzerhaltenden Ansatz. In frühen Stadien wird Karies nicht sofort entfernt, sondern engmaschig beobachtet. Durch remineralisierende Maßnahmen kann eine beginnende Karies stabilisiert und in manchen Fällen gestoppt werden, wodurch Bohren vermieden wird.

Alternativen zum klassischen Bohrer

  1. Laserbehandlung:
    • Mit gebündelten Lichtimpulsen wird die kariöse Substanz Schicht für Schicht abgetragen.
    • Nachteil: Die Zahnoberfläche bleibt uneben und muss nachpoliert werden.
    • Nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
  2. Infiltrationstechnik mit flüssigem Kunststoff:
    • Der Zahn wird mit einem speziellen Kunststoff behandelt, der in die Poren des betroffenen Zahnschmelzes eindringt.
    • Stoppt die Demineralisierung und stabilisiert den Zahn.
    • Voraussetzung: Karies muss frühzeitig erkannt werden.
    • Kosten werden nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Fazit

Das Bohren bleibt eine der wichtigsten Methoden zur Behandlung von Karies. Moderne Zahnbohrer arbeiten präzise, schonend und unter weitgehender Schmerzvermeidung. Durch neue Behandlungsmethoden wie Laser oder Kunststoffinfiltration kann in bestimmten Fällen sogar auf das klassische Bohren verzichtet werden. Zahnärzte setzen zunehmend auf zahnschonende Verfahren, um gesunde Zahnsubstanz zu erhalten und den Patienten eine angenehmere Behandlung zu ermöglichen.