Offener Biss: Ursachen und Behandlung

Offener Biss: Ursachen und Behandlung

Der offene Biss, eine Fehlstellung der Zähne und des Kiefers, zeichnet sich durch einen fehlenden Kontakt zwischen den oberen und unteren Zähnen im vorderen oder seitlichen Bereich des Gebisses aus. Diese Fehlstellung kann sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen, wobei die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten je nach Alter des Patienten variieren.

Heute werden wir die speziellen Herausforderungen und Behandlungsmethoden bei Kindern und Erwachsenen näher beleuchtet.

Ursachen des offenen Bisses bei Kindern

Bei Kindern tritt der offene Biss häufig aufgrund von entwicklungs- oder verhaltensbedingten Faktoren auf. Zu den Hauptursachen zählen:

Schädliche Angewohnheiten:

  • Daumenlutschen: Kinder, die über das Kleinkindalter hinaus am Daumen lutschen, üben kontinuierlichen Druck auf die Frontzähne aus, was zu einem offenen Biss im vorderen Bereich führt.
  • Schnullergebrauch: Ähnlich wie beim Daumenlutschen kann der langfristige Gebrauch von Schnullern die normale Zahnentwicklung beeinträchtigen und einen offenen Biss verursachen.
  • Zungenstoß: Kinder, die beim Schlucken ihre Zunge gegen die Vorderzähne drücken, entwickeln häufiger einen offenen Biss.

Genetische Faktoren:

Manche Kinder haben eine genetische Veranlagung für Kieferfehlstellungen, was dazu führt, dass sich der offene Biss unabhängig von äußeren Einflüssen entwickelt.

Ursachen des offenen Bisses bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist der offene Biss oft komplexer und schwerer zu behandeln, da das Wachstum des Kiefers abgeschlossen ist. Die Ursachen unterscheiden sich von denen bei Kindern und können Folgendes umfassen:

  1. Unbehandelte Fehlstellungen aus der Kindheit:
    Wenn der offene Biss in der Kindheit nicht korrigiert wurde, bleibt er im Erwachsenenalter bestehen oder verschlimmert sich sogar. Bei Erwachsenen kann die Fehlstellung auch zu Zahnverschleiß und Kiefergelenksproblemen führen.
  2. Skelettale Fehlstellungen:
    Erwachsene, die an einem skelettalen offenen Biss leiden, haben in der Regel ein übermäßiges vertikales Wachstum des hinteren Kieferbereichs oder ein ungenügendes Wachstum des vorderen Kieferbereichs. Diese Fehlstellung ist ohne chirurgische Eingriffe schwer zu korrigieren.
  3. Funktionelle Probleme:
    Zungenpressen, oft verbunden mit falschen Schluckmustern, kann auch im Erwachsenenalter ein Problem darstellen und zur Entstehung oder Verschlechterung eines offenen Bisses führen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kindern

Die Behandlung eines offenen Bisses bei Kindern ist in der Regel erfolgreicher, da der Kiefer noch im Wachstum ist und sich besser an kieferorthopädische Maßnahmen anpasst. Die gängigsten Methoden umfassen:

  1. Frühintervention mit kieferorthopädischen Geräten:
    Bei Kindern ist es oft möglich, durch das frühe Einsetzen von Zahnspangen oder funktionskieferorthopädischen Geräten den offenen Biss zu korrigieren. Diese Apparaturen helfen dabei, den Kiefer in die richtige Position zu lenken und schädliche Gewohnheiten zu beheben.
  2. Verhaltensänderung und Prävention:
    Das Abstellen von schädlichen Angewohnheiten wie Daumenlutschen und Schnullergebrauch ist entscheidend. Hierbei können Eltern eine wichtige Rolle spielen, indem sie das Verhalten ihres Kindes überwachen und gegebenenfalls logopädische Unterstützung suchen.
  3. Myofunktionelle Therapie:
    Falls der offene Biss durch Zungenpressen verursacht wird, kann eine logopädische Therapie helfen. Die Kinder lernen hierbei eine korrekte Schluck- und Zungenhaltung, um den Druck auf die Zähne zu verringern.

Behandlungsmöglichkeiten bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist die Behandlung des offenen Bisses oft komplexer, da das Kieferwachstum abgeschlossen ist und daher weniger Spielraum für Korrekturen besteht. Dennoch gibt es verschiedene effektive Ansätze:

  1. Kieferorthopädie:
    Auch bei Erwachsenen kann eine kieferorthopädische Behandlung helfen, die Zähne in die richtige Position zu bringen. Dies erfordert jedoch häufig längere Behandlungszeiten und stärkere Apparaturen als bei Kindern.
  2. Zungentherapie:
    Wie bei Kindern kann auch bei Erwachsenen eine myofunktionelle Therapie sinnvoll sein, um falsche Zungenmuster zu korrigieren und das Schlucken zu verbessern. Dies ist vor allem bei funktionellen offenen Bissen notwendig, die durch Zungenpressen entstehen.
  3. Chirurgische Korrektur:
    In schweren Fällen, insbesondere bei skelettalen Fehlstellungen, ist eine chirurgische Korrektur notwendig. Diese sogenannte orthognathe Chirurgie zielt darauf ab, den Ober- und Unterkiefer in die richtige Position zu bringen. Solche Eingriffe werden häufig mit einer kieferorthopädischen Behandlung kombiniert, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
  4. Prothetische Maßnahmen:
    In manchen Fällen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, können prothetische Lösungen wie Kronen oder Brücken eingesetzt werden, um den offenen Biss zu korrigieren und gleichzeitig ästhetische Verbesserungen vorzunehmen.

Prognose und Langzeitergebnisse bei Kindern und Erwachsenen

Prognose bei Kindern:

Bei frühzeitiger Diagnose und Intervention ist die Prognose für Kinder mit offenem Biss in der Regel gut. Mit geeigneten kieferorthopädischen Geräten und der Korrektur schädlicher Angewohnheiten kann der Biss dauerhaft korrigiert werden. Wichtig ist, dass Eltern eng mit Zahnärzten und Logopäden zusammenarbeiten, um eine vollständige und nachhaltige Lösung zu erzielen.

Prognose bei Erwachsenen:

Die Prognose bei Erwachsenen hängt von der Schwere der Fehlstellung und der gewählten Behandlung ab. Kieferorthopädische Behandlungen allein können in milden Fällen effektiv sein, während in schwereren Fällen eine Kombination aus Kieferorthopädie und Oralchirurgie notwendig ist. Patienten, die bereit sind, sich auf die Behandlung einzulassen und postoperative Verhaltensänderungen vorzunehmen (z. B. Zungenposition oder Schluckverhalten), haben die besten Chancen auf langfristige Erfolge.

Genaue Diagnose und eine individualisierte Therapie sind entscheidend

Der offene Biss stellt eine ernstzunehmende Fehlstellung dar, die bei Kindern und Erwachsenen zu funktionellen und ästhetischen Problemen führen kann. Während Kinder in der Regel von einer frühzeitigen kieferorthopädischen Behandlung profitieren, erfordert die Korrektur bei Erwachsenen oft komplexere Maßnahmen, einschließlich chirurgischer Eingriffe. Eine genaue Diagnose und eine individualisierte Therapie sind entscheidend, um langfristige Verbesserungen zu erreichen.