Zungenpressen: Wenn die Zunge die Zähne verschiebt

Ein unsichtbares Problem, das oft übersehen wird, kann auf Dauer gravierende Auswirkungen haben: Zungenpressen. Viele Menschen wissen nicht, dass ihre Zunge im Ruhezustand oder beim Schlucken einen enormen Druck auf die Zähne ausüben kann – mit Folgen für Zahnstellung, Kiefer und sogar die Körperhaltung.

Warum drückt meine Zunge gegen meine Zähne?

Die Ursachen für Zungenpressen sind vielfältig. Häufig spielt eine fehlerhafte Zungenruhelage eine Rolle, bei der die Zunge nicht entspannt am Gaumen liegt, sondern gegen die Zahnreihen drückt – entweder nach vorne, seitlich oder unten. Auch emotionale Anspannung, Schluckstörungen (myofunktionelle Dysfunktionen), Nasenatmungsprobleme, eine zu große oder zu tiefliegende Zunge oder muskuläre Ungleichgewichte können dazu führen, dass die Zunge nicht dort ruht, wo sie eigentlich hingehört.

Was passiert, wenn man eine Kieferfehlstellung nicht behandelt?

Langfristiges Zungenpressen kann nicht nur die Zahnstellung verändern, sondern auch den Kiefer verschieben. Dies führt mitunter zu offenen Bissen, Engständen, Schmerzen im Kiefergelenk, CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) und sogar zu Haltungsschäden oder Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Wird eine Kieferfehlstellung nicht behandelt, kann sich das Problem über die Jahre verschärfen.

Symptome: Woran erkenne ich Zungenpressen?

Typische Anzeichen sind:

• Sichtbare Zahnwanderungen oder -lücken, trotz kieferorthopädischer Behandlung
• Häufige Spannung in Zunge oder Kiefer
• Schwierigkeiten beim Schlucken oder Sprechen
• Druckgefühl an den Zähnen
• Offener Biss oder lispeln

Wo sollte die Zunge in Ruhe liegen?

In der korrekten Ruhelage liegt die Zunge leicht am Gaumen an, ohne die Zähne zu berühren. Die Zungenspitze befindet sich dabei hinter den oberen Schneidezähnen, etwa dort, wo beim „n“-Laut die Zunge anschlägt. Die Zähne sollten im Ruhezustand keinen Kontakt haben – zwischen Ober- und Unterkiefer bleibt ein kleiner Abstand.

Warum presse ich die Zunge an den Gaumen?

Das Drücken der Zunge an den Gaumen kann eine unbewusste Reaktion auf Stress oder Anspannung sein. Auch eine zu schwache Lippen- und Zungenmuskulatur oder falsche Gewohnheiten aus der Kindheit (z. B. Daumenlutschen, zu langes Flaschentrinken) können dazu beitragen. Manchmal versucht die Zunge auch einfach, eine fehlerhafte Kieferlage auszugleichen.

Was tun, wenn die Zunge gegen die Zähne drückt?

Wenn du merkst, dass deine Zunge dauerhaft Druck auf deine Zähne ausübt, solltest du handeln – am besten in Zusammenarbeit mit Expert:innen aus Kieferorthopädie, Logopädie oder Myofunktionstherapie. Hier ein paar erste Schritte:

• Bewusstsein schaffen: Achte darauf, wo deine Zunge ruht – besonders beim Schlucken oder in Ruhephasen.
• Zungenlage trainieren: Mithilfe von einfachen Übungen oder professioneller Anleitung kannst du deine Zungenmuskulatur stärken und umlernen.
• Ursachen klären: Lass prüfen, ob ein strukturelles Problem vorliegt, etwa ein zu kurzes Zungenbändchen oder eine eingeschränkte Nasenatmung.
• Ganzheitlich denken: Auch Körperhaltung und Atmung spielen eine Rolle – manchmal hilft schon ein gezieltes Entspannungstraining.

Wie kann ich meine Zunge und meinen Kiefer entspannen?

• Locker lassen: Die Zunge soll weich am Gaumen liegen, die Kiefermuskeln sollten nicht angespannt sein.
• Entspannungsübungen: Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren.
• Bewusste Pausen: Mehrmals täglich innehalten, Kiefer lockern, die Zunge bewusst richtig positionieren.

Sollten sich die Zähne bei geschlossenem Mund berühren?

Nein. Im entspannten Zustand bleibt ein kleiner Abstand zwischen den Zähnen – dieser sogenannte „Ruhebiss“ sorgt dafür, dass die Kaumuskulatur nicht ständig unter Spannung steht. Berühren sich die Zähne dauerhaft, kann das zu Überlastungen und Zähneknirschen führen – genau wie beim Zungenpressen.

Zungenpressen ernst nehmen und handeln

Zungenpressen ist mehr als nur eine lästige Angewohnheit – es kann deine Zahn- und Kiefergesundheit ernsthaft gefährden. Wenn du also merkst, dass deine Zunge gegen die Zähne drückt oder deine Zähne sich verschieben, solltest du nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Frühzeitig erkannt, lässt sich das Zungenpressen meist sehr gut behandeln – und du schützt deine Zähne langfristig vor ungewollter Bewegung.